An einem Spätsommernachmittag parkierte ich meinen weissen Toyota in der Stadt Zürich, unweit des Bahnhofs Tiefenbrunnen. Ich hatte damals etwas zu unternehmen, was ich hier nicht ausbreiten möchte. Aber das, was mein Geheimnis bleiben soll, hat mich ganz schön vereinnahmt in meiner Seele. Es sei mir also ein Zeitsprung gestattet, den ich nicht mit Erzählen ausfülle.
Ich kehrte also zum Auto zurück, noch immer mit gewichtigen Gedanken besetzt. Am Ort, an dem ich es mit Sicherheit abgestellt und abgeschlossen hatte, war es jedoch nicht mehr aufzufinden. In der Parallelstrasse war es nicht, in der Querstrasse auch nicht, ebenso wenig weiter oben und weiter unten und schon gar nicht in all den anderen Strassen im Quartier. Langsam verlor ich die komplette Übersicht. Zunehmend befiel mich eine lästige Nervosität. Ganz beklemmende Gedanken schlichen sich in meinen Kopf: Geschichten von Autodieben, von Schiebern, Ganoven, verlausten Gesellen der Sorte «sehr unangenehmer Zeitgenosse«.
Ich war damals stolzer Besitzer eines Handys, nachdem ich mich lange geweigert hatte, ein solches anzuschaffen, geschweige denn es zu gebrauchen. Damit meldete ich mich aber nun mutig bei der Stadtpolizei Zürich. Der diensthabende Beamte am Telefon war recht nett: „Was haben Sie denn für ein Kontrollschild?» Er wurde etwas forscher, als ich ihm gestehen musste, dass ich ausser dem Kantonszeichen ZH von den folgenden Ziffern nur die erste wusste – irgend etwas mit fünfhunderttausend musste es sein. «Aber den Wagentyp und die Farbe, das wissen Sie doch wohl!» «Ja, das schon», meldete ich stolz ins Handy, «ich fahre einen weissen Toyota Corolla Verso, Linea Sol, Inverkehrsetzung Juni 2003. » «Einen Moment bitte», sagte darauf der Beamte, und ich musste eine Weile warten.
«Ich kann Ihnen nicht helfen, so einen Wagen haben wir auf alle Fälle nicht abschleppen lassen. Besser ist es wohl, Sie suchen noch ein bisschen, der lässt sich bestimmt finden, wenn Sie in allen Strassen nachschauen. In den seltensten Fällen handelt es sich um einen Autodiebstahl, so wie Sie mir den Fall schildern. Viel Glück wünsche ich, und sonst melden Sie sich halt noch einmal.»
Ich liess in geübter Manier mein Handy in die Jacketttasche gleiten und murrte so etwas wie: «Unverschämt, hält mich wohl für belämmert, bekloppt, unterbelichtet.»
Ich wandte mich der Strasse zu und überblickte die Reihe der parkierten Wagen. Aber auch ganz weit hinten nicht konnte ich einen weissen Toyota ausmachen.

So etwas geht auch schlecht, wenn man gleich daneben steht.