Eigentlich möchte ich vor dem Wegfahren nur noch die aufgeräumte Wohnung ein bisschen geniessen, aber da verschlucke ich mich beinahe am koffeinfreien Kaffee und es durchfährt mich ein geistiger Tsunami: Wo habe ich mein Handy hingelegt? Das habe ich nirgends gesehen, wohl auch nicht eingepackt in den Koffer, den ich für die kurze Reise ins Berner Oberland schon ins Auto gebracht habe. Ist es tatsächlich irgendwo liegen geblieben oder gar verloren gegangen? Das wäre eine mittelgrosse Katastrophe, denn längst führe ich keine Adresskartei mehr. Die ist im Handy drin und das ist weg!
Also mache ich als kluger Zeitgenosse das, was alle klugen Zeitgenossen in diesem Fall tun würden. Mit dem Festnetztelefon rufe ich mich selber an und wähle die Nummer: 079 484 .. .. bis hierher geht’s, aber nicht weiter. In der Aufregung habe ich doch tatsächlich meine Handynummer vergessen! Nun, das ist ja weiter nicht schlimm. Ich rufe einfach meinen Sohn an, und der hilft mir dann schon aus der Patsche. Indessen: Die Nummer meines Sohnes ist nicht greifbar. Sie ist in den Kontakten auf dem Mobiltelefon, und das ist noch immer weg.
Eine andere muss Strategie herhalten: die vom scharf Nachdenken, wo ich das Ding das letzte Mal verwendet habe und wo es folglich liegen könnte. Es will mir nichts Kluges einfallen, und so bleibt nur das Suchen: in der Tischschublade, in allen Jacken, in allen Hosen und Mänteln, schliesslich im Geschirrschrank zwischen Tellern und Tassen und sogar im Kühlschrank.
Nichts zu finden. Ich werde nervös und kann’s nicht fassen. Nicht möglich: das Handy verlieren, nur das nicht! Aus dem Auto hole ich nun den bereits verstauten Koffer und packe alles wieder aus: Socken, Hemden, Hosen, Pullover, Pyjama, Taschentücher, sogar das Necessaire, die Schuhe. Alles muss raus, aber das Mobiltelefon ist nicht drin!
Nun gut, so fahre ich halt mal ein Wochenende ohne das Handy weg. Das müsste doch zu schaffen sein. Ich packe den Koffer wieder ins Auto, wasche die Kaffeetasse sauber ab und bringe den Kehrichtsack zum Container. Der ist wenige Schritte von der Wohnungstüre entfernt. Auf dem Weg dahin höre ich ein ganz leises Gejammer, das genauso tönt, wie die Erkennungsmusik meines Natels. Und das Gejammer kommt eindeutig aus dem vollen Kehrichtsack!

Es ist mein Sohn gewesen, der versucht hat, mich anzurufen. Ich habe zurückgerufen mit der unentbehrlichen Kostbarkeit, die nun etwas nach Kaffeesatz und Joghurt riecht, aber noch funktionstüchtig ist.
Wie das Handy da in den Sack hinein geraten ist?
Man muss wissen, dass viele Herrenhemden eine Brusttasche haben. Da stecke ich meist das Portemonnaie oder das Handy hinein.
Ich reise nie weg, bevor ich die Wohnung geputzt habe. Man muss sich dabei häufig bücken, auch über den Abfalleimer.