Vor Lachen tat mir der Bauch weh. Ich konnte kaum zum heiligen Ernst zurückfinden, nachdem mir Bernhard das erzählt hatte, was ihn umtrieb. Mein dämliches Gelächter machte ihn fuchsteufelswild, denn er hatte mir die Begebenheit mit seinem Pferd nicht dazu erzählt, dass ich mich köstlich zu amüsieren hätte. Tröstliches wollte er von mir zu hören bekommen, aber dazu war ich nicht in der Lage. Was er mir da erzählte, war so ulkig und komisch, dass ich in meiner Heiterkeit, wie gesagt, kaum zum heiligen Ernst …

Bernhard besass zwei Pferde. Sie waren seine Kinder. Es war ihm nämlich nicht vergönnt, Vater zu werden. Bernhards Ehe mit Susi blieb kinderlos. Da Bernhard ständig krank war, empfahl ihm sein Arzt, ein Tier zu halten. Dass ihm gleich so stattliche Kreaturen wie Pferde vorschwebten, ist unwahrscheinlich. Der gute Herr Doktor hatte wohl eher einen gemütlichen Hund vor Augen, den Bernhard regelmässig hätte Gassi führen müssen. Aber Bernhard dachte halt einfach immer in etwas ausgefallenen Kategorien.

Nun gut, Bernhard und Susi schauten bestens nach ihren beiden Pferden, nach einem Wallach und einer Stute. Das Ehepaar lernte ausgezeichnet reiten, und es hing an den beiden Vierbeinern, wie eben Menschen an geliebten Tieren hängen, wenn sie ihre Warmherzigkeit nicht anderweitig platzieren können.
Dass der Wallach in die Jahre kam, erfüllte die beiden Pferdenarren mit grosser Sorge. Sie wussten natürlich, dass sie sich einmal von ihm trennen mussten. Wann das sein würde, das war nicht vorhersehbar, weil das Tier keine Anzeichen von Altersbeschwerden zeigte. Damit aber dann, wenn der Wallach dereinst das Zeitliche segnen würde, die Stute nicht allein im Stall stände und trübsinnig würde, kauften sie eine junge Stute zu den beiden Pferden hinzu.
Über die neue Gefährtin war nun der alte Wallach hoch erfreut. Er war derart entzückt, dass er auf der Weide herumtobte wie ein junges Füllen, um der attraktiven Pferdedame zu zeigen, was für ein toller Gaul er noch sei.
Bernhard amüsierte sich köstlich über seinen verliebten Geck, um sich gleich darauf zu Tode betrübt Tränen aus den Augen zu wischen: Das dumme Tier hatte sich zu viel zugemutet, erlitt einen veritablen Herzinfarkt und sank auf der Stelle mausetot ins Gras.